Ursachen

Auch wenn in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in der Erforschung des Tourette-Syndroms erzielt wurden, so ist die Ursache nach wie vor ungeklärt. Obwohl es als gesichert anzusehen ist, dass Tourette-Syndrom eine erbliche bedingte Erkrankung ist, konnte bis heute noch kein zugrunde liegender Gendefekt nachgewiesen werden. Ergebnisse aus bildgebenden Untersuchungen bestätigen die Annahme, dass eine Fehlfunktion im Regelkreis des Gehirns zugrunde liegt unter Beteiligung der sogenannten Basalganglien – einer Region im Gehirn, die an der Bewegungskoordination maßgeblich beteiligt ist. Mehrheitlich wird dabei eine Störung im dopaminergen Botenstoff-System vermutet. Allerdings werden wiederholt auch Veränderungen in verschiedenen anderen Botenstoff-Systemen des Gehirns nachgewiesen, so dass spekuliert wird, dass auch diese an der Entstehung von Tourette-Syndrom beteiligt sind.

Die Basalganglien (violett) und ihre anatomisch-funktionellen Nachbarstrukturen
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Basalganglien

Symptome

Tics sind plötzlich auftretende, rasche, sich wiederholende, zumeist nichtrhythmische Bewegungen (motorische Tics) oder Laute (vokale Tics), die „normalen“ Bewegungen ähneln. Tics werden darüber hinaus in einfache und komplexe Tics unterteilt.

Motorische Tics

Einfache, motorische Tics führen zu kurzen, umschriebenen Bewegungen an nur einem Körperteil. Am häufigsten bestehen einfache motorische Tics im Gesicht und am Kopf, etwa Augenbinzeln, Grimassieren und Kopfrucken.

Unter komplexen motorischen Tics werden umfassendere oder scheinbar absichtsvolle Bewegungen verstanden, an denen mehrere Muskelgruppen beteiligt sind, wie Springen, Hüpfen und das Drehen um die eigene Achse. Als Sonderformen komplexer motorischer Tics sind Kopropraxie (das Zeigen obzöner Gesten) und die Echopraxie (das Imitieren von Bewegungen anderer) anzusehen.

Vokale Tics

Einfache vokale Tics sind unwillkürliche, absichtslose Lautäußerungen wie Räuspern, Husten, Schniefen oder andere Nasal- und Rachenlaute. Selten kommen vokale Tics von erheblicher Lautstärke (etwa mit lautem Schreien) vor. Einfache vokale Tics werden nicht selten verkannt und statt als Tics als „Angewohnheit“, Raucherhusten, Asthma oder Allergie eingestuft.

Die Koprolalie (das Aussprechen obzöner Wörter) ebenso wie die Palilalie (das Wiederholen selbst ausgesprochener Wörter ähnlich einem Stottern oder Sprechblockaden) und die Echolalie (das Wiederholen von gehörten Geräuschen oder Wörtern anderer) stellen Sonderformen komplexer vokaler Tics dar. Die Koprolalie ist kein essenzielles Merkmal des Tourette-Syndroms und tritt auch bei anderen neuropsychiatrischen und neurodegenerativen Erkrankungen auf.